FDP kritisiert Jahresabschluss 2016

Zum Prüfbericht des Jahresabschlusses 2016 äußert sich der Vorsitzende der Fraktion Liberale Liste – FDP, René DOMKE:
„Dass die Verwaltung fast 4 Jahre benötigt, um den geprüften Jahresabschluss für 2016 vorzulegen, ist ein trauriger Rekord und ein Zeichen, dass die Prioritäten dringend neu geordnet werden sollten.
Man stelle sich vor, ein Privatunternehmen würde erst nach 4 Jahren seinen Jahresabschluss vorlegen. Es hätte mit drastischen Sanktionen zu rechnen. Die Verwaltung selbst gönnt sich jedoch diese langen Bearbeitungszeiten. Und die Bürgerschaft stört sich daran nicht?
Die Bürgerschaft sollte dies nicht einfach so hinnehmen und vom Bürgermeister einen verbindlichen Abarbeitungsplan für die Jahresabschlüsse 2017-2019 verlangen.
Wie sollen wir in eine vernünftige Haushaltsplanung eintreten, wenn wir mit 3 oder 4 Jahresabschlüssen im Rückstand sind?
Wiederholt traten 2016 Mängel auf, die wir aus Vorjahren bereits kennen und die noch immer nicht abgestellt waren. Hier muss konsequenter gehandelt werden. Es kann beispielsweise nicht sein, dass Inventuren nicht so vorgenommen werden, wie wir es beschlossen haben. Seit dem 01.01.2012 hat keine einzige Inventur stattgefunden. Damit gibt es kein klares Bild darüber, ob Vermögensgegenstände der Hansestadt Wismar überhaupt noch da sind oder in welchem Zustand sie sind.
Einige Dienstanweisungen im Finanzbereich aus den Mitte 1990er Jahren haben inzwischen die Euroumstellung und die Einführung der Doppik überdauert. Endlich signalisiert die Verwaltung, sich an die Überarbeitung zu setzen. Immerhin brauchte es dafür über 20 Jahre.
Insgesamt muss die Bürgerschaft hier mehr Engagement einfordern, denn sie hat die Kontrollfunktion, die gerade über solche Prüfberichte ausgeübt wird. Wir können nicht nur immer hinnehmen, dass wir vertröstet werden und fordern den Bürgermeister auf, die Bearbeitung der Jahresabschlüsse spürbar zu beschleunigen.“

Haushalt ist Offenbarung verlorener Gestaltungsspielräume

Zum Haushaltsplan 2020/2021 äußert sich der Fraktionsvorsitzende der Fraktion Liberale Liste-FDP René DOMKE:

„Der Haushalt 2020/2021 zeigt leider erneut, dass man sich in der Vergangenheit an den Ressourcen versündigt hat. Zwar konnten Schulden endlich abgebaut werden, aber schon wieder neue Defizite und der tiefe Griff in die Rücklagen mit 2,26 Mio. und 5,63 Mio. EUR. Das zeigt, dass es uns nicht einmal gelingt, in wirtschaftlichen Hochphasen mit den ständig steigenden Steuern und Zuweisungen auszukommen. So sind die Einnahmen aus Steuern und Zuweisungen seit 2012 um 39% auf 65,6 Mio. EUR gestiegen, die Kosten der Verwaltung im engeren Sinne allein um 36% auf 46,08 Mio. EUR jedoch auch. Und so ist es an der Zeit, endlich einmal den Steuerzahlern, den Bürgern und Unternehmen der Stadt zu danken, die nun schon über Jahre vergleichsweise hoch belastet werden mit Grundsteuer, Gewerbesteuer, Übernachtungssteuer uvm. Diese Anerkennung und Wertschätzung vermisse ich in der Debatte der Bürgerschaft am meisten. Auch zeigt sich ein anhaltender Trend, dass über Jahre mehr Gewerbe abgemeldet als angemeldet werden, seit 2010 verloren wir 175 Betriebe mehr als sich anmeldeten. Zeit über Entlastung und wertschätzende Standortpolitik, nicht nur der Werft gegenüber, nachzudenken! Wenigstens hat die Verwaltung dieses Mal den reflexartigen Griff in die Taschen der Bürger und Unternehmen vermieden. Aufgrund der bereits hohen Belastung verbietet sich dies ohnehin. Entschuldungshilfen und Investitionshilfen des Landes sind willkommene Einnahmen und waren überfällig. Die Kommunen müssen endlich aus der Rolle des Bittstellers heraustreten und zeigen, dass sie kommunale Selbstverwaltung gestalten können und auch wollen. Zunehmend fallen uns aber auch hausgemachte Probleme wie dauerdefizitäre Betriebe der Stadt, die mit ca. 1,5 Mio EUR zu Buche schlagen und nicht vernünftig kalkulierte Projekte wie Markthalle oder nun auch der Weinberg auf die Füße. Auch hat sich bewahrheitet, dass das Theater selbst bei höherer Auslastung jedes Jahr 0,5 Mio. EUR Zuschuss braucht. Als es für über 5,2 Mio. EUR saniert wurde, wollte unsere mahnende n Worte niemand hören oder wahrhaben. All dies kann man sich leisten, aber nur in dem Bewusstsein, dass jeder Euro erst erwirtschaftet werden muss und nur einmal ausgegeben werden kann. In diesem Zusammenhang fordert die Fraktion Liberale Liste FDP mit Nachdruck einen Bürgerhaushalt ein. Die Bürger sollen zumindest in Teilen über die Prioritäten und die Verwendung ihrer Steuergelder mitentscheiden dürfen. Ein Versprechen, das der Bürgermeister schon vor seiner ersten Wahl gab und das bis heute nicht eingelöst wurde. Auch muss zukünftig viel früher und intensiver über den Haushalt gesprochen werden, denn dies ist die ureigentliche Aufgabe der Bürgerschaft, darüber die Verwaltung zu steuern und sich nicht am Nasenring durch die Manege führen zulassen. Nach Beschlussfassung ist der Raum für politische Gestaltung nur noch stark eingeengt. Statt Nachhaltigkeit immer nur aus dem Blickwinkel des Klimas zu sehen, muss Nachhaltigkeit auch in der Haushaltspolitik endlich eingefordert werden. Phantastereien und Träumereien sind schlichtweg unmöglich geworden. Wo bleibt hier der Aufschrei der Jugend, die morgen die Versäumnisse mit Steuern und Beiträgen über Gebühr finanzieren muss?